Immmer zu bezweifeln bleibt, ob das Leben unter den handelsüblichen Namen wohnt. (nach Achim T., Uwe Johnson)
Wo wohnt es, wenn es wohnt? Und wie finde ich es? Wie viel Steine müssen angehoben werden? Umgedreht? Woran ist es zu erkennen? Und auf den wievielten Blick? Wie ist das Handelsübliche zu entlarven? Zu hintertreiben?
Kann der Kopf immer über Wasser bleiben? Und wie ist zu atmen, wenn nicht?
Sich an Bedeutungen schadlos halten. Ohne Angst vor der Leere den Sinn überspringen. Konjunktionen ausspucken und die lose treibenden Satzglieder hemmungslos dem Fluss der Zeit überlassen. Der zeichenhaften Völlerei frönen oder die Zwischenräume ausbauen. Gehen, ohne sich um den Weg zu kümmern.
Auf Buchstaben gehen. Zusammenfügen, was vielleicht gar nicht zusammengehört. Zwischenräume achten. Doch nicht fliegen können. Bisweilen auf den Zeichen sitzenbleiben. Ungefragt. Fliehende Zeit. Zusammengefügtes auseinanderfallen sehen. Auf Buchstaben gehen. Sie mit fliegenden Armen einfangen. Als ob es Schmetterlinge wären. Und sie deshalb nicht festhalten können. Auf Buchstaben gehen. Zwischenräume umgeben Zusammengefügtes. Schmetterlinge suchen das Licht. Bisweilen drängt unerhört dicht das Dunkel herauf. Auf Buchstaben gehen. Ein Springen ohne Sicht.
Auf Buchstaben gehen. Zusammenfügen, was zuvor weit auseinanderlag. Was noch nicht war, keine Gestalt angenommen hatte. Unbenannt im Orbit des Formlosen seine Bahnen trieb. Unaufhörlich, still und gegenwärtig, immerzu.
Zusammenfügen, was weit auseinander in der Höhe und der Tiefe stumm mit den Armen schlenkert, sich in die Ritzen zwängt, in Luft auflöst, zwischen steil aufragenden Felswänden das Echo hin und her jagt, in Erdspalten haust, aufgelassene Fabriken bewohnt, aus den Fluten steigt, im Sumpf watet, ins Tram sich zwängt, an der Bar den müden Kopf in den Händen hält.
Auf Buchstaben gehen. Ein Springen ohne Sicht.
Neues schaffen, Wiederholungen nicht schrecken. Zusammenfügen, was nicht zusammengehört. Gestalt geben. Weil sonst kein Fortkommen ist. Weil die Tiefe der schwarzen Ohnmacht Formloses über alles liebt. Damit sie verschlingen könne. Was sich nicht sperrt, was keinen Namen, kein Wort. Was dem Einverleiben ins Nichts willig sich fügt.
Im lauten Getümmel von lauter Zufälligem Vereinzeltes herausfischen. Zufällig. In Vor- und Nachsilben kleiden, der Struktur von Punkten und Kommas anverwandeln. Damit ein Sinn sei.
Willkür in Kauf nehmen. Da es nur ein Name, der genauso auch anders. Sein könnte.
Nicht das Werben des Scheinbaren erwidern. Das hemmungslose Säuseln der mittigen Lächeln, des stupenden Entgegenkommens. Die ständig schmierig das Unebene und Eckige schleifen.
Auf Buchstaben gehen. Gestalt ertrotzen. Sinn erschaffen. Weil man nicht verrecken will.